Ras en Rus, Madikwe Park, Motselha Bush Camp, Donnerstag 9. Januar 2025
Nach der Rumeierei gestern in der Schlammpfütze des Ras en Rus Game Parks habe ich mir das Betriebshandbuch unseres Haval mal durchgelesen. Im Normalprogramm fährt der Haval auf 2 x 4 und schaltet 4 x 4 automatisch nach Bedarf zu. Ich kann auf permanent 4 x 4 umschalten und habe das ausprobiert. Vom automatischen Schalten kann ich auf manuelles Schalten gehen, bei Gefahr des Überdrehens schaltet das Getriebe jenseits von 5.000 Umdrehungen einen Gang höher, auch das habe ich ausprobiert. Neben dem Normalfahrprogramm gibt es auch "Fahren auf Sand" und "Off Road Fahren". Diese Option hatte ich noch nicht entdeckt, jetzt probieren wir die mal aus, der Feldweg bis zur Nationalstrasse bietet dazu einige Gelegenheit.
Und siehe da, der Haval zieht souverän durch, hält die Spur. In diesem Programm sind die Differentiale wohl blockiert und der Motor dreht deutlich höher.
Wir beide spüren den Unterschied. Das Navi sagt 1:40 h Fahrzeit bis zum Motselha Bush Camp. Wir fahren den Feldweg bis zur Nationalstrasse mit schlammigen Pfützen ohne Probleme. Weiter ein Stück auf Asphalt, dann Abbiegen auf eine Schotterstraße. Gut zu fahren.
Der Himmel ist bedeckt, aber es kommt kein neuer Regen runter.
Plötzlich eine kleine Senke in der vielleicht 15 Meter lang Wasser steht, die Fahrspur, soweit über Wasser sichtbar, ist tief verschlammt. Besser Umkehren und 5 Stunden Umweg in Kauf nehmen?
Scout Ruth schwärmt aus, watet im Wasser entlang, prüft die Tiefe und wie weit sie in den Untergrund absinkt.

Das Unglück kündigt sich an!

Wassertiefe?
Untergrund?
Umkehren?
Die Sandalen saugen sich im schlammigen Boden fest, bei jedem Schritt rutschen die Füße zu irgendeiner Seite weg. Wir finden, die Wassertiefe ist gerade noch machbar, das off road Fahrprogramm sollte in der Lage sein, das Fahrzeug durch- und rauszuziehen. Ein Restrisiko bleibt, wir sind uns einig, das gehen wir ein.
Also zurücksetzen, Anlauf nehmen, nicht zu schnell, dann schwappt die Bugwelle vielleicht in den Motorraum, nicht zu langsam, dann reicht der Schwung nicht zum Durchkommen. Matsch spritzt über die Windschutzscheibe, der Wagen mahlt sich kontinuierlich im 1. Gang durch, große Erleichterung, nicht zu hoch gepokert!
Als wir später mal wieder Internet haben, finden wir eine feinsinnige Nachricht von unserem heutigen Reiseziel, des Moseltha Bush Camp, die wußten, aus welcher Richtung wir kommen: "Did you manage to check with the accommodation about the route you will be taking? There have been a few issues with roads due to the rein, so wanted to check how you're getting on". Nun, mit Ras en Rus hatten wir geredet, die sagten teilweise blöde Stellen, aber machbar. Und ja, durchgekommen sind wir.

Der Schlamm spritzt über das Auto, aber wir kommen durch!
Das Schlimmste haben wir gepackt, wir brauchen nicht umzukehren und setzen die Fahrt auf der Schotterstraße fort. Ein paar Kilometer später doch wieder so ein Schlamm-Wasser-Loch. Das wiederholt sich noch so zehn Mal. Und bei einigen Durchfahrten steigert sich die Menge an Schlamm und Wasser.
Jedesmal Wassertiefe prüfen, Bodenbeschaffenheit prüfen, die beste Spur für die Durchfahrt aussuchen. Bloß nicht leichtsinnig werden! Das kostet locker zusätzliche 1,5 Stunden und eine Menge Nerven. Wir haben wertvolle Erfahrungen im off road Fahren gesammelt, unfreiwillig, für Heldentaten waren wir nicht aufgebrochen.

Volle Konzentration.
Lenkrad fest umgriffen.
(Du schaffst das, Günther!)
Und Attacke!!!
Der schwarze Parkwächter am Eingang zum Madikwe Park schaut am heutigen 9. Januar unser Auto an (das ursprüngliche Rot ist kaum mehr zu erkennen), bricht in ein breites Lachen aus und wünscht ein ironisches "Happy New Year!" Wir fahren weiter bis zur Parkverwaltung. Das Gebäude wurde von Nonnen im frühen 19. Jahrhundert erbaut, als Krankenstation an einem wichtigen Verbindungsweg von Kapstadt hoch und weiter nördlich.
Impressionen: auf dem ländlichen Weg zur Eco-Lodge
Die letzten zehn Minuten bis zum Moselha Bush Camp fährt uns ein Fahrer im Geländewagen, am Camp werden keine Gästefahrzeuge geparkt. Routinierter Empfang durch die Campmanagerin aus Johannisburg, die immer drei Wochen hier ist, dann eine Woche Urlaub in Johannisburg.
Solarstrom, kein Internet, schwedisches Plumpsklo, drei Wassertanks und drei holzbefeuerte Tanks für warmes Wasser im Camp, an den Wegen.
Petroleumlampen in der Nacht, Nasszelle einige Schritte vom reedgedeckten Häuschen entfernt. Der Platz drinnen reicht nicht, um die Koffer ganz zu entfalten. Ein Gemeinschaftsbereich mit großem Tisch, ein anderer Gemeinschaftsbereich mit Sesseln.

Alternative Dusche?
Braucht kein Mensch!
Wir fahren 16:00 Uhr zum game drive mit einem jungen amerikanischen Pärchen und ihrem 90jährigem Großvater, der seit 1966 in Botswana lebt und für das hiesige Umwelt- und Entwicklungsministerium gearbeitet hat.
Unser Fahrer findet gleich zu Beginn eine Löwenfamilie und wir haben ausreichend Zeit, Vater, Mutter und ihre zwei Jungen zu beobachten. Die Jungen spielen mit dem leeren Panzer einer Lederschildkröte, den sie gern aufbeissen würden, geht aber nicht, zu hart. Vater schleicht um Mutter herum, es scheint die richtige Zeit zu sein, aber so einfach ist sie nicht zu haben. Na gut, nach einer angemessenen Werbeperiode darf er.
Die Elefantenherde ein Stück weiter hat schon ganz jungen, vielleicht zwei Monate alten Nachwuchs. Der Rüssel des kleinen Elefanten schlackert noch unbeholfen hin und her, bekommt kaum einen Grashalm zu fassen. Hochheben zur Brust der Mutter klappt ohne Probleme, ist viel einfacher. Nach vier Stunden und einer Pause kommen wir in der Dunkelheit zurück.
Abendessen mit allen anderen neun Reisenden zusammen am großen Tisch.
Frikadellen, Gemüse, Kartoffelbrei, normale englische Alltagskost. Wir hatten da mehr Rafinesse erwartet.
Danach die Standardkonversation: Wo kommst du her, ja, da war ich auch schon, was hast du heute gesehen, oh, das ist ja toll, warst du schon einmal in Afrika, was fasziniert dich an Afrika, wo bist du schon überall gewesen.
Der Faktenaustausch bleibt höflich oberflächlich. Als ich gefragt werde, erzähle ich vom anderen Rythmus, den wir aufnehmen möchten, von der Antithese zu den Verpflichtungen, Vorhaben, die uns alltäglich treiben, mal über das allzu alltägliche nachdenken und was anderes leben, und so. Vereinzelte kurze Zustimmung, dann wieder zurück zu Fakten und Selbstdarstellung.
Ein südafrikanischer Transportunternehmer erzählt ausführlich, wie er Erfolge und Mißerfolge gut gemanaged hat.
Der 90jährige Großvater erwidert zum Thema berufliche Erfolge trocken: Ich habe eine reiche Frau geheiratet, jetzt bin ich Witwer und suche wieder nach einer reichen Frau. Stille. WIr müssen uns keine weiteren Erfolgsstories anhören. Danke.

Ruth:
und da ist es endlich, mein absolutes Lieblingstier!

Als wir später zu zweit unter uns sind, danke ich dem 90jährigen direkt noch einmal für seine trockene Intervention.
Sein eigener Großvater sagte ihm einmal zum Thema der Erfolgsstories im Leben: „Stecke deinen Finger in das Wasser, ziehe ihn wieder heraus, was dann daran hängen bleibt sind deine Erfolge“.
Tatsächlich gab es nie die reiche Frau, aber ein Leben, das einen in sich ruhenden, sympathischen älteren Herren geprägt hat. Um den sich die amerikanische Enkelin liebevoll kümmert. Trotz allen Drängens will er nicht zu seinen Söhnen in die USA übersiedeln, er bleibt lieber in seinem Naturpark in der Nähe von Gaberone.
In der Nacht regnet es kräftig, aber die Temperaturen sinken nicht unter 22 Grad. Der nächtliche Toilettengang im Schummerlicht der Petroleumlampen einige Meter durch das nicht umzäunte Camp ist schon was besonderes…

"Schwarze Mamba"!
2m lang. Zu erkennen an dem oberen schwarzen Schlund.
Madikwe Park, Mosetlha Bush Camp, Freitag 10. Februar 2025
Auf den morning game drive verzichten wir, die Nacht hat’s geregnet, jetzt am frühen morgen immer noch, da ü+berhören wir gende das Weck-Klopfen und schlafen genüßlich weiter. Nachmittags wieder ein langer game drive durch den Park. Mit Regenjacke und Regendecke, denn zwischendurch kommt immer mal ordentlich was runter. Unter den wasserabwseisenden Decken wird es kuschelig warm, der Regen kann uns mal. Am Staudamm im Norden liegt ein einsames Krokodil am Ufer, niemand weiß, woher es kommt, über die Ansiedlung eines weiteren Krokodils wird nachgedacht. Etwas weiter, unter einem Busch ein Leopard. Steht auf und zeigt sich und sein Fell in ganzer Schönheit. Was für ein Anblick.
Die junge Amerikanerin beobachtet unsere Zurückhaltung und fragt zweifelnd „you don‘t like to socialise?“ Ich sage ja und nein, hängt vom Inhalt des Wortes ab. Wenn socialise den Austausch von Oberflächlichkeiten und Selbstdarstellung meint, dann „don‘t like“. Wenn socialise das Kennenlernen des Gesprächspartners meint, das Verstehen von Freuden und Enttäuschungen, dann „like“.
Madikwe Park, Mosetlha Camp, Sonnabend 11. Februar 2025
30 mm Regen in der Nacht. Morgends hört der Regen auf. Beim game drive sehen wir so 20 Giraffen, denen das frische satte Grün der Bäume sichtlich schmeckt. Wir begegnen wieder der Elefantengruppe, beobachten sie eine Weile und mir scheint, dass der kleine Elefant jetzt schon eher mal einen Grashalm zu fassen bekommt. Wenig später 15 Wildhunde, teils vor sich hindösend, teils miteinander spielend, alle mit ganz tollen Fellzeichnungen. Die Fellzeichnungen des Leoparden und der Wildhunde werden mir in Erinnerung bleiben, ein toller Anblick, wunderschön! Beim Spielen zeigen sie immer mal das Gebiß, beeindruckend. Sie jagen im Rudel, schaffen es auch, wesentlich größere Tiere zu erlegen.

Auf der Safari
Ruth:
Gut, dass ich mein Weihnachtsgeschenk dabei habe:
ein warmer Pullover mit einem selbstgestalteten Kunstwerk von Kalle drauf!
Das ist jetzt mein "Reise-Glückspullover"
Nach dem game drive bietet die ECO Lodge Supermarkt Toast, keine warmen Eierspeisen, Cornflakes und so.
Brötchen aus dem Supermarkt. Bei den anderen Mahlzeiten gibts Maggi Saucen aus der Plastikflasche und phantasielose Zusammenstellungen. Wir sind nicht aus kulinarischen Gründen hergekommen, aber bei ECO Anspruch und Ansiedlung im hochspreisigen Segment hatten wir was anderes erwartet. Das ist dann auch schon das Fazit: Tolle Tierbeobachtungen bei zwei Mal vier Stunden game drive am Tag.
Das Drumherum ist eher für " möchte gern alternative Touristen" , die eine Unterkunft in ECO Verkleidung möchten. Aber schließlich gibt es noch einige andere Lodges im Park…

Auf dem Weg zur Grenze nach Botswana.
Und? Passen wir da mit unserem Auto durch?
Ja, aber gerade so!
Kopano and Chris, Air BnB, bei Gaberone, Sonntag 12. Januar 2025
Wir verzichten auf den morning game drive und trinken einen Kaffee. Frühstück gibt es erst für alle, wenn die Gäste von morning game drive zurückkommen. Von wegen luxory. Raus zum Gate nach Norden, Richtung Botswana. Ordenliche Teer Straße. Nach ein paar Kilometern geht es auf Schotterstraße weiter in Richtung Grenze. Plötzlich eine Barriere: road closed. Eine Reifenspur zeigt, da sind schon vor uns um die Barriere herumgefahren. Machen wir auch. Die Pfützen lassen sich gut durchfahren, nur liegt da plötzlich ein Baum quer über dem Fahrweg. Anhalten, nachschauen. Da hat jemand vor uns gerademal soviel von den Ästen abgeschnitten, daß unser Haval, ganz am rechten Rand fahrend dran vorbei und drunterdurch passt.
Kurz danach Ausreise über die südafrikanische Grenze, Niemandsland, Grenzfluß, Einreise über die botswanische Grenze. Anders als früher freundliche, hilfsbereite Grenz- und Zollbeamte.
Wir fahren die A3 Schnellstraße entlang, vorbei an kleinen Siedlungen und verstreut liegenden einzelnen Häusern. Hier soll irgendwo unser Air BnB sein? Wir fahren die Straße ein paarmal hoch und runter, finden keinen Anhaltspunkt und sind kurz vor dem Aufgeben.
Da sehen wir das Livingstone Memorial mit zwei Wächtern davor. Wir fragen und die kennen sorgar unsere Unterkunft. Einer steigt bei uns ein und begleitet uns hin, ich bringe ihn zurück. Wir mußten von der A 3 runter, auf verschlungen Wegen durch eine Siedlung durch und dort wo der Fahrweg in einen Trampfelpfad in den Busch übergeht werden wir empfann. Wir haben eine gemauerte Hütte, davor ein Haus mit Küche und offener Bar und überdachtem Sitzplatz. Es ist warm und nieselt. Wir lassen den Tag auf der Terrasse ausklingen.
Airbnb
Günthers "geliebte" Urlaubstasche! Sie hat mittlerweile einige brüche Stellen, aber die Frau vom airbnb meinte, so etwas darf man nicht wegwerfen, wird repariert!
Kang, Kaglagadi Rest, Montag 13. Januar 2025
Vor unserer Weiterfahrt am Rande der Kalahari Wüste entlang besuchen wir die Thamaga Pottery. Irgendwo versteckt im Dorf Thamaga gelegen, nach dreimal fragen gefunden. Die Töpferei wurde in den 70iger Jahren von Bewohnern aus Thamaga mit Hilfe römisch katholischer Missionare gegründet. Non profit organisation. Die verwendeten Muster sind traditionelles Tswana Design, in dem Fußböden und Außenwände der Lehmhütten dekoriert wurden. Die Qualität ist Steingut, ein paar Stücke kaufen wir.
Ruth: Schalen und Töpfe braucht man ja immer!?
Eigentlich wollten wir in einem Bogen durch die Kalahari weiterfahren, nördlich des Kalhari Highway. Über Molepolole, Letlhakeng, Takatokwane, Aber der Weg ist nur teilweise geteert, für den Rest bekommen wir keine verläßliche Zustandsbeschreibung und so lassen wir besser die Finger davon und fahren über den super ausgebauten Kalahari HIghway nach Kang.
Wolken von Schmetterlingen begleiten uns, ihre Farbe wechselt langsam von weiß in ein zartes Hellgrün. Grüne Buschlandschaft rechts und links, endlos. Der viele Regen hat die Wüste ergrünen lassen.
Nach 150 Kilometern ein kleiner Ort, Einkaufszentrum, Schnellrestaurants, Pause. Nach drei Stunden beziehen wir im Kaglagadi Rest, abseits des Highway, eine Hütte. Das Camp ist weitläufig, in die Tage gekommen, sehr gastfreundlich mit guter Küche. Wie auf unserer ECO Farm neulich auch hier Warmwasserbereitung in einem Behälter mit Holzbefeuerung drunter, allerdings mit Wasseerleitung in unsere Hütte hinein.
Ohne, dass irgendjemand da einen großen Eco Bimbamborium drum macht.

Behälter mit Holzbefeuerung
In der Nacht klart der Himmel auf, der Mond scheint hell und irgendwann treffen wir uns draußen auf der Terrasse und staunen über das Licht. Die Pflanzen auf dem Boden. Glitzern silbern im Mondeslicht, das Gelände sieht aus, als habe es geschneit.
Ghanzi, Kalahari Arms Hotel, Mittwoch 14. Januar 2025
300 Kilometer über den Kalahari Highway, ganz ohne Siedlungen, ganz ohne Gebäude. Glücklich ist, wer Getränke und Essen eingepackt hat.
Sonnenschein, der Blick geht unendlich weit über die Landschaft, da erscheinen die einzelnen Wolken darüber wie Wattebäusche.
Jetzt werfen wir doch die Klimaanlage an, der Fahrtwind kühlt bei 32 Grad nicht mehr ausreichend. Wieder fahren wir durch Wolken von Schmetterlingen.
Wir beziehen ein. Zimmer im bereits rennovierten Teil des Hotels, mitten im Ort. Sehr schöne Hotelanlage und wieder ausgesprochen freundliches und hilfsbereites Personal. Aus einem Lächeln wird schnell ein kleines Gespräch und das Personal schlüpft aus seiner vorgegebenen Rolle heraus.
Ghanzi, Kalahari Arms Hotel, Donnerstag 15 Januar 2025
Sonnenschein. 34 Grad. Immer mal Wolken, gleich in großen Formationen am Himmel. Wir fühlen uns wohl in dem Hotel und in der Umgebung. Die Rondavels im Innenhof stehen kurz vor dem Ende der Renovierung. Zwei Schlafzimmer drin, schön, dezent eingerichtet, das ist eine Option für zukünftige Besuche in der Gegend.
Das Straßenbild wird von schwarzer Bevölkerung beherrscht, ein paar wenige Weiße sitzen im Hollandia Restaurant und Coffe shop zusammen. Rustikale, kräftige Zeitgenossen und Zeitgenossinnen, so Typ kräftiger, erprobter Farmer.
Eine gefällt sich in der Rolle der lautstarken Kritikerin an Personal und Küche: Küche zu langsam, Toast zu weich, sie fühlt sich schlecht behandelt!
Vor den Superrmärkten, Spar führt die Qualitätsliga an, sind zahllose Stände, die alles verkaufen.
Zum Beispiel rustikale Kuhglocken, klein für 3,50 Euro, groß für 4,20 Euro oder dreibeinige Kochtöpfe ins Feuer zu stellen für 14 Euro. Und überall viele Süßigkeiten. Wir haben eine Vorliebe für Stones Ginger Beer entwickelt, am besten zur Hälfte mit Mineralwasser verdünnt. Finden wir manchmal sogar zuckerfrei.
Ein Stück weiter ist der unscheinbare Laden von Ghanzi Craft. Diverser Schmuck aus der Schale von Strausseneiern. In weißer Farbe, nach fünf Minuten rösten braun, nach zehn Minuten rösten schwarz. Hübsche Farbkombinationen, alles schön anzusehen, aber nichts, was wir bei uns tragen wollten. Wir finden eine handgemalte Postkarte, die wir im Postamt nebenan auch gleich abschicken. Wir sind gespannt, wie lange die Reise dauernd wird..
Inzwischen haben wir 35 Grad, das merken wir im Kreislauf und ziehen uns auf die schattige Terrasse des Hotels zurück. Seswaa (Version pulled game) ist aus, wir probieren pulled goat. Recht fettig und damit durchaus geschmackvoll, aber insgesamt intensiv im Geschmack. Kann man essen, werden wir aber nicht wiederholen. Schmeckt auf Basis Wildfleisch besser.
Ghanzi Craft
Fahrt nach D‘Kar zum San Projekt. Besteht aus einer Reihe von Gesellschaften.
Die San-betriebene Lodge wurde schlecht geführt und hat nach der Corona Krise nicht wieder aufgemacht.
Kuruna Art, die Gallerie wird nach wie vor betrieben und hatte auch Ausstrellungen in Europa.
Auch das Museum wird bei Bedarf geöffnet. Wir schauen uns eine Vielzahl fahrbenfroh gemalter Bilder mit Tieren, Pflanzen, Menschen aus dem Leben der San an. Ich würde am liebsten ein Bild mitnehmen, aber das würde zu Hause doch eher als Fremtkörper wirken… Im nächsten Gebäude finden wir Lithographien in sehr kleiner Auflage, schwarz-weiss, braun-weiss, wieder mit Motiven aus dem Leben der San, da werden wir fündig.
Ghanzi, Kalahari Arms Hotel, Freitag 16. Januar 2025
Heute besuchen wir das San Museum in D‘Kar. Schlicht und interessant gestaltet.
Erste Missionare sind 1964 hierher gekommen und haben Farmer nachgezogen, eine Klinik und Schule aufgebaut
Auch die botswanische Regierung versuchte schon vor Jahrzehnten (wie uns der 90jährige vor ein paar Tagen erzählte) ein Projekt für die wirtschaftliche Entwicklung hier aufzuziehen.
Eine lähmende Substanz, die die San für ihre Pfeile verwenden, sollte im agrar-industriellen Maßstab erzeugt werden. Die Substanz vergiftet nicht, sie lähmt. Wirkt bei bis zu 1.200 kg schweren Tieren! Sie stammt von roten Käfern, die auf Kakteen leben.
Damals wurden die aufgerollten Plastikwasserrohre für die Bewässerung ewig nicht verlegt und waren dann bei Verlegung brüchig. Ich frage nach dem Projekt und höre: ja gleich unten, rechts der Strasse, ist aber noch nicht fertig.
Wir schauen uns bei der Rückfahrt um, und sehen nichts. Gut gemeinte Projekte brauchen geduldige Überzeugungskraft und ein engagiertes, nachhaltiges Management.
Nach dem sehr geschmackvollen Abendessen laufen wir im Dämmerlicht noch im Camp herum, aber 20.00 Uhr ist es stockdunkel, der Weg zu unserem Zelt ist gerade noch in Konturen zu erkennen.
Bis 22.00 Uhr sitzen wir auf der Terrasse und beobachten die fortlaufenden Blitze von zwei Gewittern um uns herum. Kein Regen, gelegentlich ein entfernter Donner. Wir sind gespannt, was aus dieser labilen Großwetterlage wohl noch wird. Zwischen den Wolken blinken einige Sterne.
Jetzt kann ich tatsächlich die Hand nicht mehr vor den Augen sehen. Die Wolkendecke hat sich geschlossen. Ein prasselnder Dauerregen beginnt und will bis zum Einschlafen auch nicht mehr aufhören. Die Luft kühlt spürbar ab.
Khaudum National Park, Sikereti Camp, Dienstag 21. Januar 2025
Ist was gewesen? Die Sonne scheint, 22 Grad, die Vögel sind wach, ansonsten kein Laut, wir fühlen uns richtig wohl.
Bei genauerem Blick sind Boden, Gras und Bäume noch naß vom nächtlichen Regen. Und nach soviel Wasser will Chamberlain, unser Fahrer im Camp, prüfen, inwieweit die Wege befahrbar sind. Wir begleiten ihn zum 50 Meter tiefen Bohrloch, dort soll die Pumpe umgestellt werden. Nachts pumpt der Dieselgenerator Wasser in die Wasserlöcher, tagsüber füllt die solarbetriebene Pumpe die Wassertanks im 7 Kilometer entfernten Camp auf. Der Sandweg ist weich, aber kein Problem für den Toyota Land Cruiser, der nur an einer Stelle auf 4 x 4 umschalten muß.
Wir sehen Bee Eater mit ihren wunderschönen bunten Federn. Ein Glück, dass wir hier viele von ihnen bewundern können, denn weiter nördlich, am Steilufer des Zambesi bei Katima Mulino an der angolanischen Grenze, dort wo die Bee Eater in Erdhöhlen nisten, werden sie mit Netzen gefangen. Chinesen kaufen die Vögel für 5 Eurocent wegen der bunten Federn, die in China zu Dekorationszwecken begehrt sind. Jetzt wird gegen die Fänger vorgegangen, die Hintermänner konnte man bislang noch nicht belangen.
Der Park ist wirklich wild. Tiefe Spuren im Sand statt Schotterstraßen. Dichte Buschlandschaft, dazwischen windet sich ein sehr breites meist ausgetrocknetes Flußbett.
In diesem Jahr an einigen Stellen wasserführend, ein einmaliger Anblick, den gab es die letzten fünf Jahre nicht. Durch diese weite Ebene laufen vor uns Gnus, Zebras, Oryxe, Schakale. Sieht alles sympatisch, naturbelassenaus.
Auch hier fahren wir durch Wolken von Schmetterlingen. Zu dem schon gewohnten Weiß kommt jetzt noch Gelb, schwarz-weiss, weiss-rot, bunt wie Pfauenaugen. Ständig in nervöser, flatternder Bewegung, die Szene ändert sich von Sekunde auf Sekunde. Das Auge will die Pracht der aufgefalteten Flügel bewundern, festhalten - schon wieder weg.
Der ausgetrocknete Fluß heißt Nhoma Omuramba. Eine Pferdeantilope zeigt sich in ganzer Schönheit. Wir sehen noch Giraffen, Störche, und das war‘s.
Viele Tiere haben sich in den noch weniger zugänglichen nördlichen Teil des Parks zurückgezogen. Der ist zwei Drittel so groß wie das Saarland, da müßten wir einige
Stunden fahren und würden zur Zeit wegen der vielen Regenfälle der vergangen Wochen doch nicht durchkommen.
Am Abend wiederholt sich das Schauspiel von gestern. Fortlaufend Blitze in der Ferne, zunächst kein Regen, sternenklarer Himmel. Keinerlei Störlicht,
dementsprechend viele Sterne, so viele, wie wir zu Hause nie zu Gesicht bekommen. Das Bild „unter dem Himmelsdom“ wird hier Realität.
Dann stockschwarze Nacht, ohne Mondlicht, leichter Wind, ob wieder ein Wolkenbruch kommt? Diese Nacht haben wir Glück, kein Regen.
Khaudum National Park, Sikereti Camp, Mittwoch 22. Januar 2025
Chamberlain, unser Fahrer, ist Herero. Die hat die kaiserlich deutsche Kolonialmacht ja mal zum Verdursten in die Wüste getrieben, wie fühlt sich das wohl heute an?
Chamberlain wünscht sich deutsche Hilfe zur Verbesserung der Infrastruktur, speziell des Bildungswesens, aber bloß keine Zahlungen an einzelne Personen, das Geld wäre schnell ohne nachhaltige
Wirkung verdampft.
Ansonsten betont er, keinen Groll gegenüber deutschen Touristen zu empfinden. Alles ist lange her.
Wir haben schon in Tsumkwe erfahren, dass Stammeszugehörigkeit nach wie vor eine große Rolle hier spielt. Sie bedeutet Zusammenhalt, gegenseitigen Respekt,
Identität. Das Parkgebiet war früher San Land. Ein anderer Stamm kam vom Norden und hat die San in weniger fruchtbare Gebiete nach Süden verdrängt.
Monika (Dienstag, 18 Februar 2025 11:11)
Fröhliche Lebendigkeit würde uns sicher auch gut bekommen. Ich freue mich, dass ihr es erleben konntet und mit vielen unbezahlbaren Eindrücken zurück seid. So habt ihr von dieser Reise einen nachhaltigen Effekt und ich danke euch, dass ich daran teilhaben konnte.
Günther (Freitag, 31 Januar 2025 18:39)
Hallo anne, hartmut, bei soviel schlechten nachrichten: Eisregen, kälte, schrumpfende wirtschaft, viele unzufriedene menschen, schreckliche politische wahl, da überlegen wir, in botswana um asyl zu bitten. Fluchtgründe haben wir ja zur genüge. Fröhliche gesichter auf der strasse, sonne, 36 grad. Lg, ruth und günther, francistown, die goldstadt
Anne und Hartmut (Montag, 20 Januar 2025 00:16)
Danke für die Informationen und Fotos.... Super �!!.. Grüße aus dem Eisnebel und weiterhin tolle Erlebnisse.