Gumare, Makgovango Luxory Inn, Freitag 17. Januar 2025
Teil 2 wurde durch Fotos ergänzt die sich meist durch anklicken vergrößern lassen!
Sonne, leichter Wind, gewaltige, schöne Wolkenformationen am Himmel, dazu 33 Grad. Ein durcheinander gewürfeltes afrikanisches Dorf, Bankfiliale auf einem Trailer, Tankstelle, Post, einfacher Shoprite Supermarkt, hier ohne Klimatisierung, viele Buden, freundliche Wochenendstimmung.
Die letzten 30 Kilometer waren ein Alptraum. Ein tiefes Schlagloch reiht sich an das nächste. LKWs und Busse brettern drüber, unser SUV ist dafür nicht geeignet, wir fahren mit 20 bis 30 km/h drumherum. Wir ärgern uns erst und fügen uns dann in die afrikanische Geschwindigkeit. Rechts und links sind immer mal Ausweichstrecken im Sand, die rumpeln weniger. Kreatives Fahren, alles ist erlaubt, und wieder blicken wir einem alten Pick Up neidisch nach, der schnell über die Strecke hinwegbrettert.
Wir hatten über Expedia im Gumare Executive Inn gebucht. Wir kommen den zwei Menschen in der Rezeption spürbar ungelegen. Sie kennen unsere Reservierung nicht und
arbeiten mit Expedia nicht zusammen. Ein Zimmer haben sie, zeigen sie und wir sehen gebrauchtes Geschirr und schmutzige Bettwäsche. Wir bedanken uns und gehen.
Im Makowango Luory Inn werden wir freundlich empfangen, das Zimmer ist groß und für den Empfang von Gästen hergerichtet. Wir packen aus und fahren zu dem Okawango Basket Weaver Shop in Etsha 6.
Da hatten wir vor Jahren schon einmal Körbe und Untersetzer eingekauft, jedes ein kleines Kunstwerk, an dem tagelang gearbeitet wird. Blöde Idee! Die Schlaglochstrecke geht weiter, aber ich will unbedingt hin. Also Zähne zusammenbeissen, Ruth baldige Ankunft versprechen und … nichts. Die ausgeschilderte Einfahrt zu den Basket Weavers: dauerhaft geschlossen, wie uns Verbeigehnende versichern. Eine andere Verkaufsstelle im Ort kennt niemand. Also, Rückzug angesagt mit der Sicherheit, zwei Stunden für nichts investiert zu haben.
Ärger, dann Lachen, wir wollen ja afrikanische Realität erfahren und nicht die vom lokalen Tour Operator reingewaschene Version.
In Gumare stehen wir vor der Wahl „Pizzeria“ oder „The Grill“. Die Polizistin rät zu „The Grill“ für das Abendessen. T-bone-steak und Pommes dazu, Bestellung freundlich aufgenommen, warten auf der überrdachten Terrasse.
Das Fleisch erweist sich als recht zäh, ein kleiner Teil für uns, ein grosser Teil für den schon wartenden Hund vor der Terrasse. Ob der wohl seine Chance schon vorher kannte?
Vom Dorfplatz schallt laute Musik. Fast alle Stände sind abgebaut, die letzten Kunden kommen aus dem Supermarkt, alle streben hin zum Holzverschlag „Bar“, daneben „Bottleshop“. Jetzt so gegen 19.00 Uhr fröhliche Stimmung auf den Bänken draussen unter ein paar grossen Bäumen. In einer Stunde wird es dunkel sein. Wir laufen da durch, eine Gruppe Männer lädt uns ein, Platz zu nehmen, eine Gruppe Frauen auch. Wir verzichten freundlich und ärgern uns später, dass wir uns nicht hingesetzt haben.
Tsumkwe Country Lodge, Sonnabend 18. Januar 2025
Heute wollen wir 140 Kilometer off road rüber nach Namibia fahren. Nicht weit, nach allem was wir gehört haben aber langsam. Also früh aufstehen. Wir haben für Bed and full English Breakfast bezahlt. Getoastetes Weissbrot? Haben wir nicht. Tomate? Haben wir nicht. Jam, Butter? Haben wir nicht. Kaffee, gebratene Eier, Bacon, das geht.
Schlaglochstrecke eine Stunde lang zurück, dann rechts ab „Dobe Border Post“, die ausgeschilderte Verbindungsstrasse von Botswana nach Namibia. Ein paar Kilometer glatte Strecke, dann festgefahrener Sand mit tiefen Wellen, Löchern und ein paar wassergefüllten Senken. Slalomfahrt um die am wenigsten rumpelige Spur zu finden, richtig Abendteuer. Die erste Stunde. Die weiteren 3,5 Stunden danach einfach nur noch ermüdend.
Rechts und links dominiert grün in der niedrigen Buschlandschaft. Dazwischen viel trockenes Holz. Herrliche Sonne von oben, ein paar Wolken, leichter Wind, die Strecke wird besser, ein paar noch nicht fertiggestellte Gebäude, eine Baracke im Hintergrund, eine freundliche botswanische Grenzbeamtin, Zettel und Kladden ausfüllen, denn Internet gibt es nicht, da sind auch Computer entbehrlich.
Ein Faden hält die ausgefüllten Ausreiseformulare des Jahres 2025 (sind ja nur ein paar) in der richtigen Reihenfolge zusammen. Wir fahren durch Tor und das Niemandsland nach Namibia.
Leeres Büro, grosse fröhliche Runde unter einem Baum weiter hinten. Zwei Menschen kommen langsam auf uns zu und nehmen ihre angestammten Positionen im Büro ein. Zettel ausfüllen, auch hier für die Einreise Pass stempeln, ein kurzer Blick in den Kofferraum, weiterfahren.

Wir tanken an der nächsten Engen Tankstelle und fragen, ob unser Auto mal kurz gewaschen werden könne. Dazu werden wir an eine Stelle neben der Tankstelle beordert. Halb gewaschen kommt die Supervisorin um die Ecke, erklärt dem Tankwart, dass er für 8 Stunden an der Tanksäule bezahlt wird und nicht für Autowaschen (es geht ums Prinzip, andere Kunden sind weit und beit nicht in Sicht), bricht den Waschvorgang mittendrin ab und wir fahren mit dem teills sauberen, teils eingeschämten, teils verschmutzten Auto weiter, der nächste Regen wird‘s schon richten.
Jetzt geht es auf der namibischen Seite so richtig flott mit 60 - 70 km/h auf der gravel road weiter. Wir erreichen die Tsumkwe Country Lodge noch bei Helligkeit, haben die Fahrerei für heute so richtig satt und laufen ins Gelände vor die Lodge und lassen uns vom roten afrikanischen Sonnenuntergang inspirieren. Weil Regenzeit sind Wolken am Himmel, dazwischen in immer wieder neuen Fenstern die untergehende Sonne, ein spannendes Schauspiel. Die Farben variieren von dunkelroter Sonne bis zu zartrosa an den Schleierwolken. Unten auf der Erde wieder dieser weite, scheinbar grenzenlose Blick über die niedrige Busch Vegetation hin bis zum Horizont. Ansonsten Stille. Die Vögel haben sich in der Dämmerung schon zurückgezogen. Eine Stimmung, zeitlos, geräuschlos, bewegungslos am Boden, wild bewegt am Himmel, die sich tief in die Erinnerung einprägt.
Speziell auf dem Lande fällt uns immer wieder die Freundlichkeit der Menschen auf. Vieles funktioniert anders oder gar nicht als erwartet. Aber mit Geduld und Kreativität findet sich immer eine Lösung. Dafür gibt es so viele Beispiele auch auf dieser Reise, das vermittelt Zuversicht und irgendwie macht es Spass, wenn am Ende das unmöglich Erscheinende doch möglich wird, wenn auch anders als gedacht. Bei allen Problemen, die die Gegend hat, kommt da doch eine gewisse Leichtigkeit des Lebens rüber. Im Gegensatz zu oft trübsinniger Problembeladenheit in unserem Alltagsleben. Ja, alles etwas pointiert formuliert, aber nachdenkenswert.
Impressionen

Tsumkwe Country Lodge, Sonntag 19. Januar 2025
In Gumare hat uns ein Kirchenchor mit seinen Stimmen und Trommeln die halbe Nacht lang mit seinen Proben unterhalten. bietet sich am Freitagabend nach einer arbeitsamen Woche auch an. Hier haben wir Fenster und Türen geöffnet (mit Fliegengittern gesichert) und ganz lange fest geschlafen und unsere holperige Anreise verdaut. Aufwachen bei bester Laune.
Beim Tanken in Tsumkwe bleibt Ruth im Auto, ich warte bis ein anderes Auto betankt ist. Da gesellen sich zwei Mädels im Sonntagskleid an meine Seite, sie betteln nicht wie oft die San an diesem Platz, ich verstehe nicht so recht, werde aber wohl als Freier umworben. Die Vermutung wird mir später in der Lodge bestätigt.
Ein paar Meter weiter, schon auf dem Rückweg in die Lodge, fröhlicher, lauter Gesang. Kommt aus einem schlichten Gebäude jenseits der Strasse, ein Schild verweist auf eine römisch katholische Gemeinde. Wir fahren hin, verweilen unsicher vor der Tür und werden dann hereingebeten. Kinder spielen draussen vor der offenen Tür. In der Kirche sind alle Plätze belegt. Eine Frau liest die Predigt in Englisch, ein Mann neben ihr übersetzt in die örtliche Stammessprache. Neben dem Altar sitzen drei Frauen in weissen Talaren. Ob die die Funktion des Priesters übernehmen? Jedenfalls ist weit und breit keiner zu sehen. Danach Fragen, wo wir herkommen und wie wir nun gerade inm dieses Gotteshaus kommen. Eine Spende in den Kollektenkorb und wir fahren weiter.
Die beiden Kinder hatten "keine Lust auf Kirche".
Als nächster kam der Zentralstaat auf die Idee, einen Nationalpark ohne Zaun drumerhum einzurichten. Die Tiere sollten ihre alten Migrationsrouten beibehalten können, von Angola runter weiter in den Süden nach Namibia rein und nach Botswana. So ein Park schränkt aber die angestammten Rechte (Jagd, Kräuter sammeln, Holz sammeln) des lokalen Stammes ein. Dessen Akzeptanz wurde durch die Vereinbarung erkauft, dass 30 % der Überschüsse des Nationalparks an den Stamm ausgeschüttet werden und dass die Parkranger aus den Kreisen des Stammes rekrutiert werden. Jetzt wird vielleicht mal eine Antilope gewildert, um Fleisch für die Familie zu bekommen, professionelle Wilderei findet aber nicht statt, dazu wäre Mobilfunk, Internet erforderlich und beides reicht nicht in den Park hinein.
Das Sikereti Camp ist auf 35 Jahre gepachtet und wird von zwei Brüdern geführt. Wir treffen den Camp Manager Edwin Fernandez, dessen Eltern aus Goa nach Tansania emigriert sind. Sein Vater fand dann gute Arbeit in Sambia, wo Edwin zur Schule gegangen ist. Jetzt sehen die Brüder Namibia als ihre Heimat und die Lodge als ihre Altersversorgung. Was für eine Biographie.
Wir fahren mit Chamberlain am Nachmittag noch einmal durch die Park. Größere Giraffengruppen laufen elegant und schnell durch den trockenen Teil des Flußbettes. An anderer Stelle treffen wir Warzenschweine mit ihren Jungen an, auch in schneller Bewegung. Dann kommen noch Gnus mit ihren Jungen, ein paar Elefanten, Zebras. 15.00 Uhr wird es dunkel, ein kräftiger Regen kommt runter, die Fahrspur ist voller Wasser. Gut, dass wir im geschlossenen Land Cruiser sitzen. Nach zwei Stunden ist der Guss vorbei.
Chamberlain arbeitet sechs Wochen im Park und verbringt dann zwei Wochen bei Frau und vier Kindern. Die Arbeit für die Lodge hat den Vorteil einer Festanstellung.
Die Internetverbindung ist instabil. Wir hatten Glück, an der Tankstelle mal mit der Kreditkarte bezahlen zu können. Wir hatten uns zur Sicherheit vorher mit reichlich Bargeld eingedeckt.
Wir sind zunächst die einzigen Gäste in der Lodge. Abends kommen zwei deutsche Motorradfahrer und drei Pick Ups, alle unangemeldet, aber Nelson, der schwarze Manager, schafft mit seiner Truppe alle gut zu versorgen. Ich brauche erst einmal eine Pause, der Kreislauf droht zu versagen, Gefühl wie beim Judo, kurz vor dem Abwürgen. Nachmittags im Pool, Wassergymnastik, eine Stunde im Camp und Umgebung herumspaziert, kein Hut, trotz bewölktem Himmel wohl viel indirekte Sonne; das war wohl zu viel. Das Gefühl hatte ich bisher nur beim Judo, nie in Afrika. Wieder was gelernt.
Für die Rückfahrt nach Botswana hatten wir die gleiche Strecke wie für die Hinfahrt über die Holperstrecke und mit Zwischenübernachtung in Gomare geplant. Ein. Alptraum für Ruth, auch keine Traumroute für mich. Also lieber einen grossen Bogen nach Süden fahren, einen Tag mehr einplanen, aber dafür eine nervige Holperstrecke und eine unattraktive Unterkunft in Gumare vermeiden.
Kaudum National Park, Sikereti Camp, Montag 20. Januar 2025
Der Khaudum National Park ist das Ziel, für das wir die beschwerliche Anreise in Kauf genommen haben.
Er wird als wild, schlecht erreichbar und nur im Konvoi durchfahrbar beschrieben. Mit einem 4 x 4 Fahrzeug normalerweise alles machbar, hiess es im Vorfeld. Die 50 Kilometer gravel road bis zum park gate lassen sich sehr gut fahren.
Die letzten Besucher sind gestern durchgekommen, am Empfang liegt ein Zettel: bitte 2 x Hupen. Registrierung, Parkgebühren bezahlen und 7 Kilometer weiter über eine Sandpiste bis zum Camp. Das Empfangsgebäude (und Küche und Restaurant) wurde von den jetzigen Pächtern vor zwei Jahren gebaut. Das Dach hat die Form von Elefanten Stosszähnen, wird uns erklärt, wir hatten erst an eine japanische Inspiration gedacht. Schön angelegt, schöne Aussenanlagen, alles mit einem breiten Streifen spitzer Steine vor unangemeldeten Elefantenbesuchen gesichert, die finden in der Trockenzeit das Poolwasser sehr attraktiv.

Würmchen(Raupe?), das sich als kleiner Ast tarnt.
Irgendwie niedlich.

Wir sind die einzigen Gäste und erfreuen uns der ganzen Aufmerksamkeit!
Das Camp bietet seit Januar 2025 ausschließlich Dinner, Bed and Breakfast als Paket an, jedenfalls für Gäste in den festen Zelten. Wer auf den Campingplatz kommt,
versorgt sich selbst. Die Mahlzeiten sind köstlich, der Koch ist eine Wucht! Zugegeben, wir sind nicht wegen der Küche sondern wegen der unberührten Landschaft und wegen der Tiere gekommen. Über
uns gewaltige Wolkenformationen, in der
Ferne anhaltender Donner, dann später in der Dunkelheit Blitze am laufenden Band.
Sikereti bietet halbtages game drive, ganztages game drive und escorted drive in das nördliche camp und weiter bis an die Hauptstrasse durch den Caprivi Streifen an. In näherer Umgebung des Camps können wir auch drei Wasselöcher selbst anfahren. Wir fahren nachmittags das Soncana Wasserloch an. Tiefe Spur, Wasserpfützen, weicher Sand. 4 x 4 machbar, aber Ruth steht unter Strom, dass wir steckenbleiben könnten. Für die nächsten Ausflüge vertrauen wir auf den Toyota Land Cruiser des Camps. Besseres Reifenprofil, mehr Bodenfreiheit, robuster als unser SUV.
Auch den "Profis" kann das passieren!
Auf der Rückfahrt hat der Toyota einen Platten. Bei diesen Fahrzeugen wird der Wagen mit einem Stempel unter der Achse angehoben, damit habe ich keine Erfahrung. Jetzt konnte ich einschlägige Erfahrung sammeln.
Nach dem sehr geschmackvollen Abendessen laufen wir im Dämmerlicht noch im Camp herum, aber 20.00 Uhr ist es stockdunkel, der Weg zu unserem Zelt ist gerade noch in Konturen zu erkennen. Bis 22.00 Uhr sitzen wir auf der Terrasse und beobachten die fortlaufenden Blitze von zwei Gewittern um uns herum. Kein Regen, gelegentlich ein entfernter Donner. Wir sind gespannt, was aus dieser labilen Großwetterlage wohl noch wird. Zwischen den Wolken blinken einige Sterne.
Etwas später kann ich tatsächlich die Hand nicht mehr vor den Augen sehen. Die Wolkendecke hat sich geschlossen. Dann beginnt von einem Augenblick auf den anderen ein laut prasselnder Dauerregen, der bis zum Einschlafen nicht mehr aufhört.
Khaudum National Park, Sikereti Camp, Dienstag 21. Januar 2025
War da was letzte Nacht? Die Sonne scheint, 22 Grad, Vögel zwitschern, ansonsten friedliche Ruhe. Ein Morgen voller Optimismus, zum Wohlfühlen. Bei genauerem Blick bemerken wir die Nässe im Boden, auf dem Gras, den Bäumen. Nach so viel Wasser will Chamberlain, unser Fahrer, prüfen, inwieweit die Spuren im Park befahrbar sind. Wir begleiten ihn zum 7 Kilometer entfernten, 50 Meter tiefen Bohrloch, von dem nachts die Wasserlöcher, tags die Tanks des Camps befüllt werden. Jetzt wird umgeschaltet von Dieselgenerator auf Solarbetrieb. Die Spur im Sand ist weich, aber kein Problem für den Land Cruiser, der nur an einer Stelle auf 4 x 4 umschalten muss. Wir bewundern Bee Eater mit ihren wunderschönen, bunten Federn. Wir haben Glück, die Vögel hier so zahlreich zu sehen, denn das bunte Federkleid wurde ihnen in der letzten Zeit zum Verhängnis. Einige Kilometer weiter nördlich, am Steilufer des Zambesi bei Katima Mulino an der angolanischen Grenze, dort wo die Bee Eater in Erdhöhlen nisten, da werden sie zu Hunderten mit Netzen gefangen. Chinesen kaufen die Vögel zu 5 Eurocent das Stück auf, wegen der bunten Federn. Die sind in China zu Dekorationszwecken begehrt. Jetzt wird gegen die Fänger vorgegangen, die Hintermänner konnte man bislang noch nicht überführen.
Der Park ist wirklich wild. Tiefe Spuren im Sand statt Schotterstraßen. Dichte Buschlandschaft, dazwischen windet sich das sehr breite meist ausgetrocknete Bett des Nhoma Omuramba Flusses. Zum respektvollen Erstaunen im Camp führt der Fluß an einigen Stellen Wasser. Das haben sie ganz selten mal gesehen. Durch diese weite Flußebene laufen Gnus, Zebras, Oryxe, Schakale. Alles wirkt ursprünglich, naturbelassen. Eben keine Schotterstraßen, Oberleitungen, Zäune soweit das Auge reicht. Auch hier fahren wir durch Wolken von Schmetterlingen. Die sind hier nicht nur weiss, sondern auch gelb, schwarz-weiss, weiss-rot, bunt wie Pfauenaugen. Sie sind ständig in nervöser Bewegung. Die Szene ändert sich von Sekunde zu Sekunde, gerade will das Auge noch die Pracht der aufgefalteten Flügel bewundern - schon ändert sich das Bild wieder.
Eine Pferdeantilope zeigt sich in ganzer Schönheit. Wir sehen Giraffen, Störche. Die meisten Tiere haben sich in den noch weniger zugänglichen nördlichen Teil des Parks zurückgezogen. Nach dem vielen Regen sind die ohnehin tiefsandigen Spuren jetzt noch aufgeweicht, wir kommen nicht in den Norden. Das sind auch recht große Entfernungen, der Park ist zwei Drittel so groß wie das Saarland.

Wir sind gespannt, was uns am Abend und in der Nacht wohl erwartet. Erst wieder Blitze am laufenden Band, dazu sternenklarer Himmel. Keinerlei Störlicht, dementsprechend eine überwältigende Fülle von Sternen. Das Bild "unter dem Himmelsdom" wird hier zur Realität. Dann wieder stockfinstere Nacht, ohne Mondlicht, leichter Wind. Ob der wieder Wolken herantreibt? Wir haben Glück, diese Nacht bleibt trocken.
Khaudum National Park, Sikereti Camp, Mittwoch 22. Januar 2025
Chamberlain, unser Fahrer, ist Herero.
Die Herero sind von der kaiserlich deutschen Kolonialmacht zum verdursten in die Wüste getrieben worden.
Wie fühlt sich das für einen Herero heute an? Die Alten sprechen noch über das Ereignis. Die heutige Generation begegnet den Deutschen ohne Vorurteil.
Chamberlain wünscht sich deutsche Hilfe bei der Verbesserung der Infrastruktur, speziell dem Bildungswesen. Bloß keine finanziellen Zuwendungen an Einzelpersonen, das Geld wäre schnell wirkungslos verbraucht.
Wir haben schon in Tsumkwe erfahren, dass Stammeszugehörigkeit nach wie vor eine große Rolle hier spielt. Sie bedeutet Zusammenhalt, gegenseitigen Respekt, Identität. Das Parkgebiet war früher Land des Stammes der San. Dann kam ein anderer Stamm vom Norden und verdrängte die San auf weniger fruchtbares Land nach Süden.
Harnas Wildlife Foundation, Donnerstag 23. Januar 2025
Den direkten Weg zurück nach Botswana wollen wir nicht fahren: zu rumpelig, zu eintönig und nach dem vielen Regen in Khaudum vielleicht mit noch mehr wassergefüllten Senken, vielleicht zu tief. Take it easy, gibt ja immer eine Alternative.
Die führt uns in einem riesigen südlichen Bogen und mit einer Zwischenübernachtung nach Maun.
Harnas ist die Zwischenübernachtung. Weil sich die Strecke über viele Kilometer namibische Schotterpiste zieht, tanken wir zunächst in Tsumkwe voll.
Umringt von bettelnden San. Beim Tanken, Beim bezahlen drinnen im General Dealer. Da ich nicht darauf eingehe, ernte ich ein erbosstes „go to Hell“. Dann also auf die gravel C 44, endlos, wir sind auch mit dieser Fahrtroute nicht glücklich, dauert einfach viel zu lange.
Harnas nimmt elternlose, ausgesetzte, verletzte Tiere auf, wirkt wie ein weitläufiger Zoo. Streng durchorganisiert, wer allein Im Gelände zu Fuss oder mit dem Auto angetroffen wird, zahlt 150 € Strafe, Betreten des Rasens, auf dem Pfauen wohnen, streng verboten. Fussboden der Toilette in unserer Hütte füllt sich über Nach mit Wasser. Kommentar: höhere Gewalt. An den Wänden viele Bilder einer weissen Frau, die mit Affen, Leoparden, Löwen posiert, schmust. Nicht unsere Vorstellung vom Umgang mit Wildtieren.
Maun, Birdsong Rest, Air BnB, Freitag 24. Januar 2025
Da sind wir wohl etwas zu locker an die Weiterreise nach Maun rangegangen. Schnell mal noch sambischen Honig einkaufen, gleich nach der Grenze in Botswana eine Radarkontrolle, 15 km/h zu schnell, 27 € Strafe, dann noch mal im Hololandia in Ghanzi Mittagessen und schon wurde es 10 Kilometer vor unserem Ziel Maun dunkel. Die Koordinaten unserer Unterkunft wollten nicht so recht ins Navi rein, da stellt sich die Frage „wie das Air BnB finden“? Ein Taxifahrer eskortiert uns, weiss aber auch nicht genau wohin. Wir rufen die Verwalterin an, die beschreibt dem Taxifahrer den Weg, das klappt. Viel Anspannung und am Ende doch noch eine Lösung. Typisch Afrika.
Planet Baobab, Sonnabend 25. Januar 2025
Birdsong Rest gefällt uns nicht, wir fahren gleich weiter.
250 Kilometer bis nach Gweta, in die Mitte zwischen zwei riesigen Salzpfannen. Immer mal heftige Schlaglöcher dazwischen, lieber etwas langsamer fahren.
Die Sonne scheint, ein paar Wolken am Himmel, 33 Grad. Wir haben keine Lust mehr zu fahren, aber das schöne Wetter und die Abwesenheit von Regenwolken heben die Stimmung! Gweta Lodge sieht gemütlich aus, die Hütten haben Außenbad und Dusche, sind aber sehr eng und ohne Klimaanlage. Größere Zimmer sind in unansehnlichen Baracken.
Da fahren wir lieber weiter zum "Planet Baobab Camp". Weitläufig, unter so 10 Baobabs in einer lichten Buschlandschaft. Sehr geräumige Hütten, tolles Personal, sehr grosser Pool, leckeres Essen. Idealer Ort, um zwei Tage Pause von der langen Fahrerei einzulegen.
Planet Baobab, Sonntag 26. Januar 2025
Unter dem grossen Moskitonetz super geschlafen. Entspannung am Pool, Reisetagebuch schreiben, Müßiggang. Dazu Sonne, 32 Grad und ein leichtes Lüftchen. Von der Leichtigkeit des Lebens.

Planet Baobab, Montag 27. Januar 2025
Das heutige Thema heisst „Erdmännchen in freier Natur beobachten“.
Aufstehen 4:30 Uhr, kleines Frühstück 4:45 Uhr, Abfahrt 5:15 Uhr. Zunächst durch dichtes Buschland, dann durch lichtes Buschland, dann durch Grasland mit vielen Pferden und Kühen und vereinzelten Häusern, dann einige Schritte auf dem gerade wieder tragenden Sand der Salzpfanne.
Die Erdmännchen sind in ständiger Vorwärtsbewegung auf dem Grasland, ständig am Graben, finden Insekten und Kleingetier, verteidigen eifersüchtig ihre Beute. Wir begleiten sie eine zeitlang zu Fuß. Spannend, lustig und ganz aus der Nähe. Eine sechsköpfige englische Senioren-Reisegruppe setzt gewaltige Objektive von so 30 bis 50 cm Länge zur Jagd ein.
Ich habe Spaß, den Erdmännchen bei ihrem Treiben zuzuschauen.
Auf der Fahrt sind überall noch Wasserflächen zu sehen.
Die Lehmhäuser sind nach traditioneller Art mit einem Zaun aus dicken, in die Erde grammten Ästen abgegrenzt.
Der Fahrer kennt ein Haus, in dem die traditionellen botswanischen Körbe verkauft werden. Die Bewohner kaufen die Gräser aus dem Okavango Delta im nächsten Dorf Gweta und fertigen dann hier im Abseits die Körbe wie seit Jahrhunderten.
Zwischendurch sehen wir ein paar Felder, die alle zum zweiten Mal bestellt werden mußten. Das Wasser der letzten Wochen hat die erste Aussaat verdorben. So eng liegen Fluch und Segen des aussergewöhnlich vielen Wassers beisammen.
Traditionelle Siedlung

Die Baobabs im Camp und drumherum sind sehr alt.
Bar und Restaurant sind an einen mächtigen, über 2000 Jahre! alten Baobab angelehnt, ohne mit ihm fest verbunden zu sein.
Der Baum treibt aus. Die Rezeption steht unter einem etwa 1000 Jahre altem Baobab, der Früchte trägt, die kurz vor der Reife stehen. Hellgrüne Früchte, etwa so gross wie eine Hand, mit einem weichen Flaum drumherum. Die Schale ist sehr hart, drinnen befindet sich eine weiche, faserige Substanz, ähnlich dem Inhalt einer Eichel.
Diese faserige Substanz wird gerne geröstet, gemahlen und als Baobab Kaffee genutzt. Das Pulver muss ca. fünf Minuten im Wasser gekocht werden, dem streng schmeckenden Kaffee wird heilende Wirkung bei Nierenleiden nachgesagt. Von dem Kaffee gibt es nur kleine Mengen, die aus der letzten Saison sind weitgehend aufgebraucht, in der aktuellen Saison müssen wir noch auf die vollständige Reife der Früchte warten.

"Bäume umarmen Kurs" in Botswana. Da reicht ein Baum locker, alle Teilnehmer können ihn umarmen!
(Der Baobab ist übrigens kein Baum, sondern gehört zu den Sukkulenten!)

Monika (Dienstag, 18 Februar 2025 11:11)
Fröhliche Lebendigkeit würde uns sicher auch gut bekommen. Ich freue mich, dass ihr es erleben konntet und mit vielen unbezahlbaren Eindrücken zurück seid. So habt ihr von dieser Reise einen nachhaltigen Effekt und ich danke euch, dass ich daran teilhaben konnte.
Günther (Freitag, 31 Januar 2025 18:39)
Hallo anne, hartmut, bei soviel schlechten nachrichten: Eisregen, kälte, schrumpfende wirtschaft, viele unzufriedene menschen, schreckliche politische wahl, da überlegen wir, in botswana um asyl zu bitten. Fluchtgründe haben wir ja zur genüge. Fröhliche gesichter auf der strasse, sonne, 36 grad. Lg, ruth und günther, francistown, die goldstadt
Anne und Hartmut (Montag, 20 Januar 2025 00:16)
Danke für die Informationen und Fotos.... Super �!!.. Grüße aus dem Eisnebel und weiterhin tolle Erlebnisse.